Die türkische Regierung und große Gewerkschaften haben sich für die Feier zum 1. Mai - Tag der Arbeit - geeinigt, die dieses Jahr in Bakırköy/Istanbul stattfinden wird, anstatt dem Taksim-Platz, gab der Arbeitsminister Süleyman Soylu am Dienstag bekannt. Soylu fügte hinzu, dass eine symbolische Gedenkfeier in Taksim stattfinden wird.
Die Konföderation der Revolutionären Arbeitsgewerkschaften der Türkei (DISK), die Konföderation der im öffentlichen Dienst beschäftigten Arbeiter (KESK), die Union der Kammer der türkischen Ingenieure und Architekten (TMMOB), der Türkische Ärztebund (TTB), linke Gewerkschaften und Berufsverbände haben angekündigt, dass sie den Feiern in Bakırköy zustimmten.
Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz sagte der DISK-Vorsitzende Kani Beko, dass sie der Feier in Bakırköy zustimmten und erklärte, dass die Hauptsorge die Sicherheit sei.
Unklar ist, ob kleine oder militante Gruppen sich an diese Vereinbarung halten werden. Es wird erwartet, dass strenge Sicherheitsmaßnahmen am Sonntag in Taksim ergriffen werden.
Taksim ist in Istanbul der wichtigste öffentliche Platz, doch hat Taksim auch eine symbolische Bedeutung, besonders für die linken Parteien und Gewerkschaften. Am 1. Mai 1977 wurden 34 Menschen getötet und Dutzende verletzt, als unbekannte Angreifer auf Hunderttausende Menschen schossen, die den Tag der Arbeit feierten. Fünf Menschen starben durch die Schüsse, während 29 von der anschließenden Massenpanik und dem Eingreifen der Polizei ums Leben kamen. 1979 wurden die Feiern in Taksim von Autoritäten des Kriegsrechts verboten, da ideologischer Terror und Auseinandersetzungen zwischen linken Gruppen eskalierten. Dadurch ist die Polizeipräsenz um den Platz eine jährliche Routine geworden. Bei den Feierlichkeiten am 1. Mai 1996 im Istanbuler Bezirk Kadıköy starben drei Menschen bei Auseinandersetzungen mit der Polizei und Dutzende wurden verletzt.
Die 1. Mai-Feiern wurden von der Militärverwaltung verboten, als sie 1980 an die Macht kamen. 2008 wurden die Feiern wieder als nationaler Feiertag anerkannt.
2009 wurde einer ansehnlichen Gruppe erlaubt den Platz zu betreten. Während den Jahren 2010-2012 fanden die Feierlichkeiten ohne größere Probleme statt. Doch mit dem Beginn der Sanierungsarbeiten in Taksim und wegen der laufenden Bauarbeiten, wurde der Platz 2013 für die Feier geschlossen, was zu schweren Auseinandersetzungen führte. Die Razzien der Polizei gegen die 1. Mai-Demonstranten war einer der wichtigsten Gründe, die zu den Gezi Park-Protesten Ende Mai führte.
Seitdem bleibt der Taksim-Platz für Massenfeiern aufgrund von Sicherheitsbedenken und den laufenden Sanierungsarbeiten geschlossen. Istanbul kehrt zu seiner jährlichen Routine von Auseinandersetzungen zurück.