Er wollte Zeit seines Lebens die Tiefen der Meere und die Weiten des Weltalls erkunden - doch die kommenden Jahre wird der dänische U-Boot- und Raketen-Bauer Peter Madsen in der Enge einer Gefängniszelle verbringen. Ein Gericht in Kopenhagen verurteilte den 47-Jährigen am Mittwoch zu lebenslanger Haft wegen Mordes an der schwedischen Journalistin Kim Wall.
In dem Anfang März begonnenen Prozess ging es um den Vorwurf, Madsen habe die 30-Jährige im August 2017 auf seinem selbst gebauten U-Boot "UC3 Nautilus" sexuell misshandelt und ermordet. Die Ermittlungsergebnisse der Kopenhagener Polizei ließen auf eine besonders grausame und perfide Gewalttat schließen.
In Dänemark ist Madsen nicht erst durch den Aufsehen erregenden Mordfall bekannt geworden. Als "Raketen-Madsen" machte der Autodidakt mit dem abgebrochenen Ingenieurstudium seit Jahren Schlagzeilen. Denn außer seinem U-Boot baute er in Eigenregie Raketen.
Ein Sympathieträger war Madsen nie. Aber nicht nur in Dänemark wurde er als eigenwilliger Tüftler bestaunt - und auch Kim Wall fand den schillernden Charakter des Dänen offenbar interessant genug für eine Reportage. Die Staatsanwaltschaft schildert ihn dagegen als einen Narzissten und Psychopathen, der in sexuellen Gewaltphantasien davon träumte, eine Frau zu foltern, zu töten und zu zerstückeln.
Nach Walls Verschwinden waren die in Plastiksäcke verpackten und mit Metallteilen beschwerten Leichenteile nach und nach in der Köge-Buch vor Kopenhagen entdeckt worden.
Madsen selbst hatte zunächst vorgegeben, er habe Wall noch am Abend des 10. August wohlbehalten an Land abgesetzt. Immer wieder änderte er danach seine Aussagen. Einen Mord bestritt er ebenso wie sexuelle Handlungen an der 30-Jährigen. Nach seiner Darstellung starb die Journalistin durch einen Unfall an Bord seines U-Boots. Später behauptete er, Wall sei nach einem plötzlichen Druckabfall an Bord gestorben.
In seinem Umfeld wird Madsen als launisch, fanatisch und streitsüchtig beschrieben. "Konflikte ziehen sich durch sein ganzes Leben", sagt sein Biograf Thomas Djursing. Sein Halbbruder Benny Langkjär Egesö nennt Madsen einerseits "seltsam", aber zugleich "sehr offen und freundlich".
Zeugen, darunter Ex-Freundinnen, beschrieben Madsen allerdings als Anhänger brutalster Sado-Maso-Praktiken. Eine in seiner Werkstatt gefundene Computerfestplatte enthielt Fetisch-Videos, die zeigten, wie Frauen gefoltert, geköpft oder lebendig verbrannt werden. Madsen bestreitet, dass die Festplatte ihm gehört. "Er ist wütend auf Gott und auf jedermann", sagt Biograf Djursing.
Aufgefallen ist Madsen stets durch seinen Erfindergeist: Schon als 15-Jähriger gründete er seine erste Firma, die Danish Space Academy, und sammelte Ersatzteile, um daraus eine Rakete zu bauen. Nach dem Tod seines Vaters, dem er einmal die Wesenszüge eines "KZ-Kommandeurs" zuschrieb, begann er ein Ingenieurstudium. Als er aus seiner Sicht genug gelernt hatte, brach er es ab.
Im Jahr 2008 stach die "UC3 Nautilus" erstmals in See. Das nach dem Unterseeboot aus dem Fantasiereich von Jules Verne benannte, 18 Meter lange Boot ist eines der größten privat betriebenen U-Boote der Welt. Aber den Erfolg genoss Madsen allein: Mit den 25 Freiwilligen, die ihm beim Bau des U-Bootes geholfen haben, überwarf er sich.
Parallel verfolgte Madsen seine Raumfahrt-Ambitionen. Im Juni 2011 startete er von einer Plattform vor der Insel Bornholm aus eine Rakete.
Nachdem er sich mit seinen Helfern beim Bau seines U-Boots verkracht hatte, schrieb Madsen 2015: "Es liegt ein Fluch auf der 'Nautilus'. Dieser Fluch bin ich. Es wird niemals Frieden auf der 'Nautilus' geben, solange ich existiere." Zwei Jahre später starb Kim Wall an Bord des Unterseeboots.