Bei einer Bombenexplosion auf einen voll besetzten U-Bahn-Zug in London sind mindestens 18 Menschen verletzt worden. Sie erlitten überwiegend Verbrennungen und wurden ins Krankenhaus gebracht. Keins der Opfer war nach Angaben des Rettungsdienstes schwer oder lebensgefährlich verletzt.
Die Polizei ermittelt wegen Terrorverdachts. Augenzeugen sprachen von einem lauten Knall und einer «Feuerwand», die sich in dem Waggon ausgebreitet habe. Die Detonation ereignete sich gegen 08.20 Uhr, mitten im morgendlichen Berufsverkehr. Scotland Yard zufolge wurde die Explosion nahe der oberirdischen Haltestelle Parsons Green durch eine selbstgebaute Bombe verursacht.
Premierministerin Theresa May berief den nationalen Krisenstab ein. Außenminister Boris Johnson rief die Briten auf, Ruhe zu bewahren. Großbritannien war in diesem Jahr bereits
mit insgesamt 36 Todesopfern.
In sozialen Medien kursierten Bilder und Videos von einem weißen Eimer in einer Supermarkt-Tüte, der in dem Waggon eine kleine Explosion ausgelöst haben soll. Aus dem Eimer hingen Drähte. Nach BBC-Informationen wurde der Sprengsatz ferngezündet. Die Polizei bestätigte die Echtheit der Bilder zunächst nicht.
Die konservative Regierungschefin May erklärte: «Meine Gedanken sind bei denen, die in Parsons Green verletzt wurden und den Einsatzkräften, die - wieder einmal - rasch und mutig auf einen mutmaßlichen Terroranschlag reagieren.» Bürgermeister Sadiq Khan verurteilte die Bluttat. «Unsere Stadt verurteilt die widerwärtigen Individuen, die mit Terror versuchen, uns zu schaden und unsere Lebensweise zu zerstören», schrieb er.
Sollte sich sicher bestätigen, dass es ein Anschlag war, wäre es bereits der vierte in diesem Jahr in der britischen Hauptstadt und der fünfte in Großbritannien.
Die U-Bahn-Haltestelle wurde weiträumig abgesperrt. Im Fernsehen war ein großes Aufgebot an Rettungskräften und bewaffneter Polizei zu sehen. Die Feuerwehr teilte mit, sie sei mit 50 Mann im Einsatz. Die Menschen wurden aufgerufen, die Umgebung zu meiden. Der Zugverkehr wurde teilweise unterbrochen.
Augenzeugen berichteten von panikartigen Zuständen. Die Menschen seien aus der U-Bahn-Station nach unten auf die Straße gerannt. «Wir liefen die Treppen runter, und es hat sich angefühlt, als würden wir um unser Leben laufen», sagte ein Mann namens Luke dem Sender BBC5. Eine Frau namens Emma schilderte: «Nach einer Weile stapelten sich die Menschen übereinander, weil einige beim Laufen hingefallen waren.»
Der Präsident des Europaparlaments, Antonio Tajani, drückte den Opfern am Freitag sein Mitgefühl aus. «Terrorismus kennt keine Grenzen und wird besiegt, indem man zusammenarbeitet», erklärte Tajani auf Twitter. Auch die Bundesregierung äußerte ihre Besorgnis.
US-Präsident Donald Trump rief zu einem härteren Vorgehen gegen Extremisten auf. Terroristen wie die in London seien Verlierer («loser»), twitterte Trump. In einem zweiten Tweet schrieb Trump, das Internet sei das wichtigste Rekrutierungswerkzeug der Terroristen: Dieses müsse «abgeschnitten und besser genutzt» werden. Bei den Terroristen handle es sich um kranke und verrückte Leute, die die Polizei von Scotland Yard bereits im Auge gehabt habe. «Müssen proaktiv sein!», schrieb Trump.
Im März war ein Attentäter auf der Londoner Westminster-Brücke mit einem Auto gezielt in Fußgänger gerast, bevor er einen Polizisten auf dem Gelände des Parlaments niederstach. Fünf Menschen starben.
Bei einem Bombenattentat auf die Besucher eines Konzerts in Manchester im Mai starben 22 Menschen. Acht Menschen verloren ihre Leben bei einem Angriff auf das Londoner Ausgehviertel Borough Market und die London-Bridge. Ein Mann kam bei einem Angriff auf Moscheebesucher Ende Juni in London ums Leben.