Nach dem erneuten Anschlag in London laufen die Ermittlungen der britischen Behörden auf Hochtouren. Die Terrororganisation Daesh reklamierte das Attentat mit sieben Toten und dutzenden Verletzten am Sonntag für sich. 21 Opfer des Anschlags befinden sich nach Angaben der Gesundheitsbehörden noch immer in einem kritischen Zustand.
Das Daesh-Propagandasprachrohr Amaq erklärte, Kämpfer der 'Miliz' hätten das Attentat verübt. Auch die Anschläge auf ein Pop-Konzert der US-Sängerin Ariana Grande am 22. Mai in Manchester und den Anschlag in London Ende März hatte die Daesh für sich beansprucht.
Am Samstagabend waren auf der London Bridge im Herzen der britischen Hauptstadt drei Attentäter mit einem Lieferwagen in eine Menschenmenge gerast, anschließend stachen sie in einem nahe gelegenen Ausgehviertel wahllos auf Menschen ein.
Am Sonntag teilten die Gesundheitsbehörden mit, dass noch 36 Verletzte im Krankenhaus behandelt würden. 21 von ihnen schwebten demnach in Lebensgefahr. Laut Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) wurden auch zwei Deutsche verletzt, einer von ihnen schwer.
Frankreichs Außenminister Jean-Yves Le Drian will am Montag nach London reisen, um dort Angehörige der französischen Opfer des Anschlags zu treffen, wie aus seinem Umfeld verlautete. Unter den sieben Todesopfern ist auch ein Franzose, ein weiterer wird noch vermisst. Der kanadische Premierminister Justin Trudeau erklärte in Ottawa, es gebe auch ein kanadisches Todesopfer.
Acht Minuten nach dem ersten Notruf erschossen Polizisten die drei Männer, die Sprengstoffattrappen trugen. Acht Polizeibeamte hätten die "beispiellose" Zahl von 50 Schüssen auf die drei Angreifer abgegeben, teilte Mark Rowley von der Londoner Polizei mit. Dabei habe auch ein Unbeteiligter eine Schusswunde erlitten.
Angaben zur Identität der Angreifer und ihrem möglichen Motiv machte Scotland Yard zunächst nicht. Die Namen sollten veröffentlicht werden, sobald die Ermittlungen dies zuließen, sagte Rowley.
Nur Stunden nach dem Anschlag rückten Einsatzkräfte zu Razzien im Viertel Barking im Osten Londons aus. Dabei wurden sieben Frauen und fünf Männer im Alter zwischen 19 und 60 Jahren festgenommen. Einer der Festgenommenen, ein 55-jähriger Mann, wurde später wieder freigelassen.
Premierministerin Theresa May kündigte nach einer Sitzung des Sicherheitskabinetts in London neue Anti-Terror-Maßnahmen an, darunter ein entschlosseneres Vorgehen gegen Terror-Propaganda im Internet und härtere Strafen für Terrordelikte.
Aus aller Welt kamen Solidaritätsbekundungen. "Wir sind heute über alle Grenzen hinweg im Entsetzen und der Trauer vereint, aber genauso in der Entschiedenheit", erklärte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).
Im Gedenken an die Anschlagsopfer wurde das Brandenburger Tor in Berlin am Sonntagabend in den britischen Nationalfarben angestrahlt. Am Pariser Eiffelturm wurde die Beleuchtung in der Nacht ausgeschaltet.
Der französische Präsident Emmanuel Macron erklärte, Frankreich stehe "mehr denn je an der Seite des Vereinigten Königreichs". Russlands Präsident Wladimir Putin verurteilte "die Grausamkeit und den Zynismus" der Attentäter.
US-Präsident Donald Trump schrieb im Onlinedienst Twitter: "Was auch immer die Vereinigten Staaten tun können, um in London und in Großbritannien zu helfen, wir werden da sein."
Wie schon beim Anschlag in Manchester setzten die britischen Parteien ihren Wahlkampf für die vorgezogene Parlamentswahl aus, nach Angaben Mays soll die Wahl aber wie geplant am Donnerstag stattfinden.