Es sind nur noch wenige Minuten bis zum Beginn des heiligen Fastenmonats „Ramadan". Viele Muslime warten Sehnsüchtig auf die Tage der Enthaltsamkeit und spirituellen Reinigung von schlechten Gewohnheiten. Auch die Medien zeigen Anteilnahme, jedoch nicht immer positiv.
Die österreichische „Kronen Zeitung" hat bereits die erste Schlagzeile bereit, „Ramadan beginnt. Noch mehr Terror ab Samstag?", lautet die provokante Überschrift des Artikels, wo man mehrere Terroranschläge in der Vergangenheit mit dem Islam in Verbindung zu bringen versucht, indem einzelne Anschläge von Terrororganisationen aufgelistet werden.
Man geht sogar noch weiter und zieht Feldzüge aus der Zeit des Propheten Mohammed und die Kriege arabischer Staaten in der Moderne heran und suggeriert diese Ereignisse als Anzeichen einer nah währenden Anschlagsserie von Muslimen.
Kritisch bei diesem Artikel sind nicht die Fakten, sondern die kausalen Zusammenhänge, die daraus hergestellt werden. Es ist sicherlich nicht falsch, dass Terrororganisationen auch während des Fastenmonats ihre Gewalt fortsetzen und von jenen gibt es sicherlich auch welche, die den Islam für sich beanspruchen wollen oder den Glauben für eigene Zwecke instrumentalisieren. Problematisch wird es erst dann, wenn die Medien die Selbstsicht der Terroristen durch ihre Berichterstattung stärken und damit zugleich das Meinungsbild der Menschen in die falsche Richtung lenken.
Bereits ohne den Artikel gelesen zu haben, sticht einem das Artikelfoto ins Auge. Im Hintergrund Menschen die in der Moschee beten und im Vordergrund die dunkel-schwarzen Schatten von bewaffneten Männern mit erkennbaren Konturen von Kleidung, die typisch ist für die Regionen in islamischen Ländern des Nahen Ostens.
Eine Titelüberschrift im Artikel lautet „Ramadan kein Friedensmonat, sondern Monat des Kampfes", als ob die Muslime sich auf der ganzen Welt für Anschläge und Feldzüge rüsten würden und als ob das Fasten im Ramadan kein zentraler Aspekt, sondern nur eine begleitende Randerscheinung wäre.
In der nächsten Überschrift heißt es dann „Monat des Schmerzes für Ungläubige". Man bedient sich dabei einem Zitat von Abu Mohammed al Adnani, dem ehemaligen Sprecher der Terrororganisation Daesh. Die zentralen und in Fettschrift abgedruckten Zeilen haben begrifflich gesehen fast ausschließlich mit Gewalt und Terror zu tun – zwischen all diesen negativen Begriffen tauchen dann immer wieder die Worte „Ramadan" und „Islam" auf. Für viele Muslime ist dies eine Beleidigung. Denn sie wollen eigentlich nur in Frieden und Ruhe in sich gehen und die Fastenzeit mit ihren Familien und Freunden durchleben.
Die Botschaft des „Kronen-Artikels" ist eindeutig und auch genauso falsch. Er verklärt das Verständnis vom Ramadan und dem des fastenden Gläubigen. Die islamophoben Zeilen hätten genauso gut in anderen rechtspopulistischen Schmierblättern abgedruckt sein können.
Vor allem in den aktuellen schwierigen Tagen, die mit vielen Konflikten auf der Welt geprägt sind, würde man sich von den deutschsprachigen Medien etwas mehr Sensibilität und weniger Sensationsgier wünschen.