Nach dem letzten Song gibt es einen lauten Knall. Irgendwo in der Nähe des Eingangs ist etwas explodiert. Menschen schreien in Panik, drängen Richtung Ausgang in die dunkle Nacht. Kurz darauf eilen Polizei und zahlreiche Krankenwagen mit Blaulicht herbei.
Madschid Khan (22) ist mit seiner Schwester bei dem Konzert von Ariana Grande in der Arena im nordenglischen Manchester, als die Explosion passiert. «Es gab einen Knall wie von einer Bombe», sagt er. «Wir haben alle versucht, aus der Arena zu fliehen.»
Mindestens 22 Menschen sind laut Polizei am späten Montagabend getötet worden. Rund 60 wurden Rettungskräften zufolge verletzt. Blutüberströmte Menschen liegen auf dem Boden. Etliche haben schwere Beinverletzungen. Die Behörden behandeln die Explosion wie einen Terroranschlag. Am Morgen gibt es noch keine Klarheit. Die Regierung ist alarmiert, es wird eine Krisensitzung geben. Die ersten Frühausgaben der britischen Presse spekulieren: War es eine Nagelbombe? Handelte es sich um einen Selbstmordattentäter?
Vor allem Kinder und Jugendliche haben das Konzert der 23-jährigen Popsängerin besucht. «Mir tut es so leid. Mir fehlen die Worte», twittert Grande nach der Explosion. Sie sei «am Boden zerstört». Eltern suchen verzweifelt mit Fotos in den sozialen Netzwerken nach ihren Kindern. Hotels in der Stadt im Nordwesten Englands bieten Schlafmöglichkeiten, Taxifahrer kostenlose Mitfahrgelegenheiten an.
Die Explosion hat sich laut Polizei gegen 22.30 Uhr Ortszeit (23.30 MESZ) im Foyer ereignet. «Der Knall hallte durch das Foyer der Arena und die Leute fingen an zu laufen», berichtet ein 17-Jähriger, der mit seiner zwei Jahre älteren Schwester in der Arena war. «Ich sah, wie die Leute schreiend in eine Richtung rannten und sich plötzlich viele umdrehten und wieder in die andere Richtung liefen», sagt der Jugendliche dem Nachrichtensender Sky News.
Ein anderer Mann schildert, wie er durch einen Ausgang geschleudert wurde. Das ganze Gebäude habe durch die Explosion gewackelt. «Nachdem ich aufstand und umherging, sah ich rund 30 Leute auf dem Boden verstreut. Manche von ihnen waren tot, vielleicht auch nur bewusstlos», berichtet er dem Sender BBC.
Sicherheitskräfte sperren das Gelände umgehend ab. Ein verdächtiger Gegenstand in der Umgebung entpuppt sich als harmlos: nur alte Kleidung. Der benachbarte Bahnhof Victoria wird evakuiert. Alle Züge sind gestrichen. «Wir müssen noch den ganzen Tag lang mit Störungen rechnen», heißt es bei der Bahngesellschaft.
Gary Walker aus Leeds wartete mit seiner Frau im Foyer, um seine beiden Töchter von dem Konzert abzuholen. Da habe es plötzlich einen «riesigen Blitz, einen Knall und Rauch» gegeben, sagt er der BBC. Er habe Schmerzen in Fuß und Bein gespürt, seine Frau habe sich hinlegen müssen. Sie hat eine Wunde am Bauch, vielleicht ein gebrochenes Bein.
Zeitgleich in der Arena hatte Tochter Abigail ihre Schwester Sophie an die Hand genommen. «Ich musste sicherstellen, dass meine Schwester da war...Alle rannten und weinten. Es was total furchtbar.» Als die Mädchen ihre Eltern auf dem Handy anriefen, konnte Walker es kaum fassen. Das seien «fantastische Nachrichten» gewesen.
Britischen Behörden bestätigten am frühen Dienstag, dass der Anschlag durch einen Selbstmordattentäter begangen wurde.