Norwegen wird Antisemitismus und Islamophobie vorgeworfen

DAILY SABAH
ISTANBUL
Veröffentlicht 10.05.2017 00:00
Aktualisiert 10.05.2017 15:04
Reuters

Die norwegische rechts orientierte Fortschrittspartei (FrP) stimmte am Dienstag für ein Verbot der Beschneidung von Jungen unter 16 Jahren und für ein Kopftuchverbot an öffentlichen Schulen.

Der Beschluss wurde bei der jährlichen nationalen Konferenz der FrP abgesegnet, wo die Befürworter des Beschneidungsverbots diese als „mentalen und physischen Schaden" für Kinder beschrieben.

Die norwegische Ministerpräsidentin Erna Solberg ist die Chefin der Koalition zwischen den Konservativen und der Fortschrittspartei.

Die drittgrößte Partei FrP hat 29 der 169 Sitze des norwegischen Parlaments.

Die Parteichefin der FrP, Siv Jensen hingegen, sagte in einem Interview der norwegischen Zeitung Aftenposten, dass sie gegen das Beschneidungsverbot sei.

Auf die Beschuldigung des Antisemitismus sagte Jensen, dass man mit diesem Beschluss „nicht auf die Minderheiten abgezielt" habe und dass ihre Partei bisher „immer Israel verteidigt hat".

„Das ist sehr traurig. Sie [die Fortschrittspartei] müssten eigentlich wissen, dass sie keine Mehrheit im Parlament bekommen werden. Es sieht so aus, als ob sie versuchen würden ein Zeichen zu setzen, dass wir nicht willkommen sind", sagte Ervin Kohn, der Chef einer jüdischen Gemeinde in Norwegen.

Der Vize-Vorsitzender der Union Europäisch-Türkischer Demokraten (UETD) Fatih Zingal sagte in einem Interview mit der Daily Sabah, dass der Beschluss der religiösen Freiheit in Europa schade. „Die Religionsfreiheit ist eine der Säulen der europäischen Gesetzgebung", so Zingal

„Wir erlebten auch eine ähnliche Situation in Deutschland. Sie schlugen auch ein Verbot der Beschneidungen für unter 16-jährige vor, doch haben wir und die jüdische Diaspora uns dagegen ausgesprochen. Da es eine religiöse Verpflichtung für die Juden ist, ihre Kinder am achten Tag nach ihrer Geburt zu beschneiden, mussten sie den Vorschlag zurückziehen", erklärte Zingal.

„Dies ist ein [ernster] Rückschlag für die Religionsfreiheit", fügte er hinzu.

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