Kältewelle in Europa: Mindestens 23 Menschen erfroren

AFP
WARSCHAU
Veröffentlicht 09.01.2017 00:00
Aktualisiert 09.01.2017 14:56
Santeramo in Colle in Italien am 7. Januar 2017 (AFP Foto)

Durch die Kältewelle in Europa sind mindestens 23 Menschen erfroren. Allein in Polen und Italien starben binnen zwei Tagen 17 Menschen. In Frankreich kamen vier Portugiesen ums Leben, als ihr Reisebus vermutlich bei Glatteis von der Straße abkam. In Istanbul saßen am Sonntag tausende Reisende fest, weil hunderte Flüge gestrichen wurden. In Nord- und Westdeutschland sorgte Blitzeis für zahlreiche Unfälle, ein Autofahrer kam ums Leben.

Verantwortlich für den Kälteeinbruch ist nach Angaben von Meteorologen aus Skandinavien kommende eiskalte Polarluft. In Polen starben nach Angaben der Behörden zehn Menschen am Donnerstag und Freitag an Unterkühlung. In einigen Regionen lagen die Temperaturen bei minus 20 Grad.

Italiens Regierung meldete am Wochenende sieben Kälteopfer. Die meisten von ihnen waren Obdachlose, die trotz einer Reihe von Maßnahmen für ihre Unterbringung erfroren waren. Im südlichen Apulien mussten die beiden Flughäfen Bari und Brindisi wegen Schnees am Samstagmorgen den Betrieb einstellen. In den Abruzzen, wo es im August und Oktober zwei schwere Erdbeben gegeben hatte, wurden minus zehn Grad gemessen.

In Prag erfroren in der bislang kältestens Winternacht drei Menschen, wie die tschechischen Rettungsdienste am Sonntag mitteilten. Zwei Opfer waren Obdachlose, der dritte war ein Parkwächter.

Moskau feierte nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti die kältesten orthodoxen Weihnachten seit 120 Jahren. Dort zeigte das Thermometer rund minus 30 Grad an. In Sankt Petersburg entdeckte die Polizei die Leiche eines Mannes, der in der Nacht erfroren war.

Heftiger Schneefall brachte den Verkehr in Istanbul teilweise zum Erliegen. An den beiden internationalen Flughäfen wurden am Samstag und Sonntag hunderte Flüge gestrichen. Allein Turkish Airlines annulierte mehr als 600 Flüge am Sonntag. Mehr als 10.000 Passagiere, die nicht nach Istanbul fliegen konnten, wurden in Hotels untergebracht, wie das Unternehmen mitteilte. Rund 5000 weitere, die nicht aus Istanbul wegkamen, wurden dort beherbergt.

Der am Vortag gestoppte Fährverkehr in der Bosporus-Meerenge, die den europäischen mit dem asiatischen Teil der türkischen Millionenmetropole verbindet, konnte dagegen am Sonntag wieder freigegeben werden.

Im benachbarten Bulgarien fanden Dorfbewohner die Leichen zweier erfrorener Flüchtlinge. Die beiden 28 und 35 Jahre alten Iraker lagen in einem verschneiten Wald nahe des Grenzabschnitts, der nicht durch Stacheldraht abgeriegelt ist.

In Griechenland war am Dienstag die Leiche eines 20-jährigen Afghanen entdeckt worden, der zuvor die türkisch-griechische Grenze überwunden hatte. Dort lagen die Temperaturen zwischen Null Grad in Athen und minus 15 Grad im Norden des Landes.

Die Balkanstaaten meldeten Temperaturen von bis zu 27 Grad Minus. Selbst in der kroatischen Hafenstadt Split lagen sie nach Angaben des Wetterdiensts bei minus sieben Grad - und waren damit so niedrig wie seit 50 Jahren nicht mehr.

In der Schweiz herrschte ebenfalls klirrende Kälte. Die Temperaturen sanken in höheren Lagen auf fast minus 30 Grad. Im Osten Frankreichs kamen am Sonntagmorgen vier Portugiesen ums Leben, 21 weitere wurden verletzt, als ihr Bus im Département Saône-et-Loire von der Fahrbahn abkam. Unfallursache war vermutlich Glatteis.

In weiten Teilen Nord- und Westdeutschlands hielten Blitzeis-Unfälle Polizei und Rettungskräfte in Atem. In Hemmingen bei Hannover starb nach Polizeiangaben am Samstagabend ein 67-jähriger Autofahrer, der bei Eis mit seinem Wagen ins Schleudern geraten und frontal gegen einen Baum geprallt war.

In der Nacht zum Samstag registrierte der Deutsche Wetterdienst (DWD) zudem an seinen Messstationen die bisher kältesten Temperaturen in diesem Winter: Im oberbayerischen Reit im Winkl und im oberpfälzischen Schorndorf wurden jeweils minus 26 Grad gemessen, wie ein DWD-Meteorologe in Offenbach mitteilte.

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