Die Bundesregierung unterstützt den Ausbau alternativer Gaspipelines nach Europa über die Türkei. "Wir haben großes Interesse, .... dass wir den Südkorridor weiter entwickeln", sagte ein Regierungsvertreter am Dienstag mit Blick auf die Reise von Bundeskanzlerin Angela Merkel nach Aserbaidschan.
Die sogenannten Pipelines Tap und Tanap sollen Gas aus Aserbaidschan über die Türkei nach Europa liefern. "Das ist Teil der Diversifizierungsstrategie der EU, Gas aus anderen Regionen, nicht nur aus Russland, nach Europa zu bekommen." Merkel wird am Donnerstag nach Georgien, Armenien und Aserbaidschan fliegen.
Aserbaidschan sei ein strategisch und energiepolitisch wichtiges Land, hieß es in Berlin. Denkbar sei auch, künftig Gas aus Turkmenistan, Iran und Irak nach Europa zu leiten. Dazu wäre der Bau einer transkaspischen Pipeline nötig, um Gas aus Turkmenistan nach Westen zu leiten. Als Hauptproblem gilt die Zustimmung aller fünf Anrainer des Kaspischen Meeres - darunter Russland - für eine solche Pipeline. Immerhin hatten sich die fünf Anrainerstaaten vor wenigen Tagen auf einen rechtlichen Status des weltgrößten Binnengewässers geeinigt.
Das Volumen von Tap und Tanap ist mit 16 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr sehr viel geringer als das der Nordstream-Gaspipeline für russisches Gas durch die Ostsee. "Ausbaufähig" nennt man in der Bundesregierung deshalb die Südroute - zumal von den 16 Milliarden Kubikmetern sechs für die Türkei und zehn für EU-Länder eingeplant seien.
Der wachsende Bezug von Gas aus Russland ist derzeit Streitthema auch zwischen Deutschland und den USA. Die Vereinigten Staaten lehnen den Bau der zweiten Nordstream-2-Pipeline ab und möchten als Exporteur ihr Flüssiggas (LNG) auch nach Europa verkaufen.