Erst kam das Unwetter, dann die Angst: Anwohner eines Zoos in der Eifel sind von Behörden am Freitag vor angeblich ausgebrochenen Raubkatzen gewarnt worden. Zwei Löwen, zwei Tiger und ein Jaguar seien aus ihren Gehegen in dem Ort Lünebach ausgerissen.
Dort hatte es ein schweres Unwetter gegeben, die Gehege waren überschwemmt worden. Ein Bär brach aus und wurde noch im Zoo erschossen. Doch auch mehrere andere Raubtiere waren hinter ihren Gittern nicht zu sehen. «Es war nicht klar, wo die Tiere sind», sagte der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Arzfeld, Andreas Kruppert.
Daher habe man eine Warnung herausgegeben, dass die Raubkatzen möglicherweise auf der Flucht seien, sagte Kruppert. Erst Stunden später, als das Wasser sank, folgte die Entwarnung: «Alle Tiere sind in ihren Gehegen geblieben. Sie hatten es nicht verlassen.»
Die Bevölkerung um den Zoo atmete auf. «Wir sind alle heilfroh, dass der Fall, den wir anfangs befürchten mussten, nicht eingetreten ist», sagte Kruppert. Klar mache man sich «große Sorgen», vor allem, weil die Lage sehr unüberschaubar war.
Für den Bär endete die Flut im Zoo allerdings tödlich: Er war aus seinem Gehege geflohen, als die Wassermassen und das Treibgut die Gitter eindrückten. Auf einem Weg im Zoo hätten Einsatzkräfte ihn erschossen, «weil erhebliche Gefahr für die Menschen bestand», sagte der Bürgermeister.
Um zu klären, wo die zunächst vermissten Raubkatzen waren, habe man auch eine Drohne eingesetzt. Ohne Erfolg: Wegen der starken Regenfälle gab es kein Signal.
In der Nacht zum Freitag hatte sich ein heftiges Unwetter mit Wolkenbrüchen über der Region entladen. Der untere Teil des Zoos liegt in der Nähe des Flusses Prüm, der über die Ufer trat. Dort befinden sich auch die Gehege der Raubkatzen.
Der Zoo bleibt bis auf weiteres geschlossen. Noch ist unklar, wie es mit den Löwen, Tigern und dem Jaguar weitergehe. «Sie verhalten sich sehr, sehr ruhig», berichtete Kruppert. Jetzt müsse geprüft werden, ob an den Gehegen Schaden entstanden sei. «Wenn sie wasserfrei sind, wollen wir eine statische Prüfung machen.» Derzeit würden die Gehege rund um die Uhr bewacht. Wenn sich herausstelle, dass die Gehege nicht sicher seien, müssten die Tiere in einen anderen Zoo gebracht werden.
Die Menschen in der Nähe des Zoos seien «ruhig geblieben». «Es hat keine Panik gegeben.» Der ganze Eifelkreis Bitburg-Prüm hatte mit den Folgen des Unwetters zu kämpfen. In vielen Orten waren Keller vollgelaufen und Straßen überflutet. Mehr als 1000 Einsatzkräfte waren kreisweit unterwegs.
Bei den beiden Löwen, die zwischenzeitlich vermisst wurden, handelt es sich um Malor und seine Mutter Lira. Die beiden waren Anfang 2015 bundesweit in den Schlagzeilen: Lira hatte ihren Nachwuchs nicht angenommen, so dass Malor bei Zoochefin Isabelle Wallpott mit Fläschchen zu Hause aufgezogen wurde. Seit Sommer 2016 sind Mutter und Sohn im Gehege vereint.
Der Eifel-Zoo in Lünebach liegt im Westen von Rheinland-Pfalz, etwa 50 Kilometer Luftlinie nördlich von Trier entfernt. Insgesamt leben dort rund 450 exotische und einheimische Tierarten auf dem etwa 30 Hektar großen Gelände. Der 1972 eröffnete Zoo ist ein privater Betrieb und befindet sich in Familienhand.