Der Mindestlohn in Deutschland bleibt laut einer Untersuchung hinter dem Niveau der meisten westeuropäischen Länder zurück.
Das ermittelten Forscher des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung.
Hierzulande liegt die gesetzliche Lohnuntergrenze derzeit bei 8,84 Euro pro Stunde. In Belgien müssten dagegen etwa mindestens 9,47 Euro gezahlt werden, in den Niederlanden 9,68 Euro und in Frankreich 9,88 Euro. Den höchsten Mindestlohn habe Luxemburg mit 11,55 Euro, teilte das WSI mit.
Mindestlöhne gibt es dem Institut zufolge in 22 der 28 EU-Staaten. In 19 davon seien sie zum 1. Januar 2018 oder im Laufe des vergangenen Jahres erhöht worden - im Mittel nominal (ohne Berücksichtigung der Inflation) um 4,4 Prozent. In Deutschland gilt der aktuelle Satz seit dem 1. Januar 2017, Mitte des Jahres berät die Mindestlohnkommission über eine Erhöhung.
Weil in Deutschland die Lohnuntergrenze nur alle zwei Jahre angepasst werde, hätten zum Mindestlohn beschäftigte Arbeitnehmer 2017 einen leichten Reallohnverlust hinnehmen müssen, schreiben die WSI-Forscher. Sie profitierten aber etwas von dem im westeuropäischen Vergleich niedrigeren Preisniveau. Trotzdem bleibe ihre Kaufkraft hinter derjenigen in den Benelux-Staaten und in Frankreich zurück.
Der deutsche Mindestlohn sei auch gemessen «am allgemeinen Lohnniveau im Land moderat». Deshalb sollte überlegt werden, «ob die derzeit außerordentlich günstigen ökonomischen Rahmenbedingungen nicht dafür genutzt werden können, um das niedrige deutsche Mindestlohnniveau über die normale Anpassung hinaus auch strukturell zu erhöhen.»