Bundeswehr: Großgerät weiter nur beschränkt einsatzbereit

REUTERS
BERLIN
Veröffentlicht 27.02.2018 00:00
Aktualisiert 27.02.2018 11:22
AFP Archiv

Die Bundeswehr kämpft weiter mit der mangelnden Einsatzfähigkeit etlicher ihrer Hauptwaffensysteme. Von einem Gesamtbestand von 128 Eurofightern seien im vergangenen Jahr durchschnittlich 39 Jets einsatzbereit gewesen, heißt es im "Bericht zur materiellen Einsatzbereitschaft der Hauptwaffensysteme der Bundeswehr 2017" des Verteidigungsministeriums, der Reuters am Montag vorlag. Von den älteren Tornado-Kampfjets waren danach durchschnittlich 26 von insgesamt 93 Flugzeugen einsatzbereit. Von insgesamt 72 Transporthubschraubern des Typs CH-53 konnten im Schnitt 16 tatsächlich für Ausbildung und Einsatz genutzt werden. Trotzdem sei die Einsatzbereitschaft der Truppe in den Auslandseinsätzen und bei Verpflichtungen wie der Beteiligung an der Nato-Eingreiftruppe VJTF gewährleistet, schreibt das Ministerium. Dies gehe aber "natürlich zulasten des Grundbetriebs".

Das Verteidigungsministerium erklärt die Materialprobleme unter anderem mit einer verstärkten Abnutzung der Waffensysteme durch die gestiegene Zahl von Übungen und Einsätzen im Zusammenhang mit der verschlechterten Sicherheitslage seit der Ukraine-Krise. "Im Ergebnis ist eine höhere Beanspruchung nahezu aller Waffensysteme im Vergleich zu vorherigen Berichten zu beobachten", schreibt das Ministerium. Weitere Gründe seien zu geringe Ersatzteilvorräte nach langem Sparkurs sowie das schlichte Alter der Waffensysteme, die teils seit vielen Jahrzehnten bei der Bundeswehr im Einsatz sind.

Dennoch habe sich die Einsatzbereitschaft des Geräts im Vergleich zum vorherigen Bericht für das Jahr 2016 bei der überwiegenden Zahl der Waffensysteme verstetigt, heißt es in dem Bericht. Beim neuen Transporthubschrauber NH90 und den alten Transall-Flugzeugen gebe es einen Aufwärtstrend. Negative Entwicklungen seien dagegen bei den sechs U-Booten zu verzeichnen, von denen derzeit keines einsatzbereit ist, und beim Kampfpanzer Leopard.

Ministerium - Nachhaltige Besserung erst mittelfristig

"Unverändert bewahren Waffensysteme in den Auslandseinsätzen eine weit überdurchschnittliche Einsatzbereitschaft", schreibt das Ministerium. Mit Blick auf die laufenden Einsätze sei die Einsatzbereitschaft der Truppe gewährleistet. Auf dieser Basis könne Deutschland auch Verpflichtungen wie die Beteiligung an der schnellen Eingreiftruppe der Nato, der sogenannten VJTF, sowie die militärische Präsenz in Litauen zur Abschreckung Russlands erfüllen. Die Bereitstellung des Geräts für die Einsätze gehe jedoch "natürlich zulasten des Grundbetriebs". Eine nachhaltig positive Wirkung des Kurswechsels in der Rüstungspolitik sei erst mittelfristig zu erwarten. Als ein Auslöser der Probleme gelten unter anderem die jahrzehntelangen Einsparungen bei der Bundeswehr nach dem Ende des Kalten Krieges, die erst durch die Ukraine-Krise beendet wurden.

Der Grünen-Haushalts- und Verteidigungsexperte Tobias Lindner warf Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen vor, sie habe es nicht geschafft, die Probleme abzustellen. "Viele Verpflichtungen und hohe Übungstätigkeiten belasten das Material ohne Zweifel, aber darauf muss die Bundeswehr proaktiv reagieren und nicht bloß zuschauen, wie ihr Material ausfällt", erklärte er. "Dass vor acht Jahren keine Ersatzteile bestellt wurden, reicht heute nicht mehr als Begründung aus." Die Debatte über die niedrige Einsatzbereitschaft laufe nun schon viele Jahre, in denen Teile bestellt und geliefert hätten werden können. "Es kann nicht sein, dass neue Hubschrauber, Transportflugzeuge oder Schützenpanzer gekauft werden, während es für diese anscheinend keine Ersatzteile gibt."

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