Bei der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin drohen nach Einschätzung des Betriebsrats noch in diesem Monat Kündigungen im großen Stil. Das geht aus einem Schreiben der Arbeitnehmervertretung an die Mitarbeiter hervor, das der Nachrichtenagentur AFP am Samstag in Berlin vorlag. Betroffen sind demnach Mitarbeiter aus nicht für den Betrieb unmittelbar relevanten Bereichen. Dies wären in erster Linie etwa 1400 Mitarbeiter von Bodenpersonal und Verwaltung.
Diese sollen dem Schreiben zufolge entsprechend ihren Kündigungsfristen so schnell wie möglich freigestellt werden. Die übrigen Beschäftigten, deren Arbeit noch benötigt werde, sollen demnach Kündigungen zu Ende Februar 2018 erhalten. Deutlich wird aus dem Schreiben auch, dass es schon bald eine vollständige Einstellung des Flugbetriebs von Air Berlin geben könnte. Lediglich Tochtergesellschaften wie Niki würden demnach weiterhin fliegen.
Der Betriebsrat warf der Unternehmensleitung in dem am Freitag verschickten Schreiben vor, die Beschäftigten nur unzureichend über die Lage zu informieren und dabei "unterschwellig Durchhalteparolen" zu verbreiten. Eine "Würdigung der harten Arbeit der Belegschaft" gebe es nicht.
Die Gewerkschaft Verdi rief Air Berlin zur Klärung des Sachverhalts auf. Der Sprecher des Landesverbands Berlin-Brandenburg erneuerte gegenüber AFP zudem die Forderung nach einer Transfergesellschaft, um eine Weiterbeschäftigung der Mitarbeiter von Air Berlin zu ermöglichen. Eine Stellungnahme des Unternehmens lag zunächst nicht vor.
Air Berlin verhandelt derzeit mit der Lufthansa und Easyjet über den Verkauf von Teilen des Unternehmens. Diese Gespräche sollen bis Donnerstag abgeschlossen werden. Laut einem Bericht des "Spiegel" haben die mutmaßlichen Käufer an der Finanzierung einer Transfergesellschaft aber kein Interesse. Die Bieterfrist für die ebenfalls zum Verkauf stehende Techniksparte von Air Berlin war am Freitag bis etwa zum 20. Oktober verlängert worden.