Erneut zahlreiche Flugausfälle bei Air Berlin

AFP
BERLIN
Veröffentlicht 13.09.2017 00:00
Aktualisiert 13.09.2017 14:37
EPA

Das Chaos um Flugausfälle bei Air Berlin wegen zahlreicher Krankmeldungen bei den Piloten hat sich auch am Mittwoch fortgesetzt. Ähnlich wie am Tag zuvor meldeten sich rund 150 Piloten krank und dutzende Flüge mussten gestrichen werden, wie das insolvente Unternehmen mitteilte. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) forderte die Piloten auf, an die Arbeit zurückzukehren.

Bis zum Mittwochvormittag mussten bereits mehr als 30 Flüge gestrichen werden, darunter mehrere Verbindungen in Düsseldorf und Berlin, wie eine Air-Berlin-Sprecherin mitteilte. Es müsse weiterhin mit "Verspätungen und Flugausfällen gerechnet werden". Am Dienstag waren wegen der spontanen Krankmeldungen über hundert Flüge annulliert worden, rund 12.000 Passagiere waren betroffen.

Air Berlin bat die Kunden der Fluggesellschaft nun erneut, vor der Fahrt an den Flughafen ihren Flugstatus zu überprüfen. Von Flugstreichungen betroffenen Passagieren empfahl die Airline, "nicht zum Flughafen zu kommen". Air Berlin hatte die vielen Krankmeldungen der Piloten am Dienstag als "existenzbedrohend" kritisiert und auf die derzeit laufenden "finalen Gespräche mit möglichen Investoren" verwiesen.

Grund für das Fernbleiben vieler Piloten sollen geplatzte Verhandlungen zwischen Arbeitnehmervertretern und der Unternehmensführung über eine geordnete Übernahme der Mitarbeiter durch potenzielle neue Eigentümer sein. Der "Bild"-Zeitung zufolge fürchtet Air Berlin, dass durch einen Sozialplan "mögliche Investoren abgeschreckt" werden könnten.

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) sagte in Berlin, die Insolvenz von Air Berlin sei "eine große Belastung für alle Mitarbeiter", vor allem in Bezug auf die Entwicklung der Arbeitsplätze. Gerade deswegen sei es aber "wichtig, den Flugbetrieb jetzt bestmöglich aufrecht zu erhalten", damit die Passagiere nicht in Mitleidenschaft gezogen würden.

Was einige Piloten derzeit täten, sei ein "riskantes Manöver", sagte Dobrindt. Er appellierte an die "Vernunft" der Mitarbeiter - alles andere würde ein Weiterbestehen der Airline unter neuer Eigentümerschaft gefährden. Auch die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) und die Gewerkschaft Verdi riefen die Mitarbeiter der insolventen Fluggesellschaft bereits am Dienstag auf, den Betrieb der Airline sicherzustellen.

Air-Berlin-Betriebsrat Wolfgang Fleischer wollte sich am Mittwoch nicht dazu äußern, ob es sich um eine koordinierte Aktion der Piloten handelte. Zugleich sagte er, es sei die Unternehmensführung gewesen, die Air Berlin in die aktuelle Lage gebracht habe, "nicht die Piloten".

Air Berlin hatte vor einem Monat Insolvenz angemeldet, noch bis Freitag läuft die Bieterfrist für Interessenten. Zu ihnen gesellte sich der "Bild"-Zeitung zufolge nun die chinesische Betreibergesellschaft des Flughafens Parchim in Mecklenburg-Vorpommern, LinkGlobal. LinkGlobal plant demnach eine Verlegung der Airline nach Parchim und spricht von einer "Win-Win-Situation für Air Berlin und den Flughafen Parchim".

Zu den Interessenten gehört auch der Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl, der die Fluggesellschaft als Ganzes erhalten und bis zu 500 Millionen Euro bieten will. Dem Magazin "Stern" sagte Wöhrl, er fürchte, keine faire Chance zu haben, weil es "bereits interne Zusagen gibt". Wöhrl zeigte sich überzeugt, dass es bereits im Vorfeld der Insolvenz Gespräche zwischen der Politik und der Kaufinteressentin Lufthansa gab. Der Bund stützt die insolvente Airline mit einem zugesagten Überbrückungskredit in Millionenhöhe.

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