Peter Grottian, Professor für Politikwissenschaft an der FU Berlin, beklagt den Rückgang des gewaltfreien politischen Protests in der Bundesrepublik. Die Menschen würden sich staatlichen Entscheidungen nicht widersetzen –man habe die „Hosen voll" und wolle keinen Stress mit der Polizei.
Peter Grottian ist bekannt für seine gesellschaftliche Initiativen und Aufklärungsarbeit. Dem „Deutschlandfunk" gab er kürzlich ein Interview, worin er vor allem die jüngere Generation für ihre fehlende Anteilnahme unter Beschuss nimmt.
Ziviler Ungehorsam gehöre wie das Salz in der Suppe zur Demokratie – und sei ein effizientes Mittel, wie man anhand der Verhinderung vom Bau des Atomkraftwerkes in Wedel oder des Atommüll-Endlagers in Gorleben sehe. Protest müsse nicht eine Auseinandersetzung mit der Polizei bedeuten, sei aber nicht immer vermeidbar. „Stuttgart 21" wäre da ein gutes Beispiel gewesen „Da waren nur 400 Leute da, von denen verließen dann 300 auch bei der ersten Aufforderung der Polizei den Platz. Das ist eben kein ziviler Ungehorsam. Da hat man dann die Hosen voll und man geht."
Es sei wichtig, „dass durch zivilen Ungehorsam ein gesellschaftlicher Nachdenk- und auch Umdenkprozess" angestoßen werden könne. Die jüngeren Generationen empfänden Proteste jedoch zunehmend als gefährlich und würden darin keine demokratischen Mittel zur Partizipation sehen. Dies sei „ein dramatischer Verlauf", den er auch bei seinen Studentinnen und Studenten sehe, „dass sie Angst haben".