Im Norden Nigerias sind zwei deutsche Archäologen entführt worden. Die beiden Wissenschaftler wurden bereits am Mittwoch im Dorf Jenjela im Bundesstaat Kaduna von bewaffneten Männern verschleppt, wie ein Polizeisprecher am Donnerstag mitteilte.
Zwei Dorfbewohner, die den Deutschen helfen wollten, wurden von den Angreifern getötet. Nigerianischen Medienberichten zufolge handelt es sich bei den Archäologen um Professoren der Goethe-Universität in Frankfurt am Main.
Das Auswärtige Amt wollte sich zu den Angaben nicht äußern. Die Bundesregierung äußere sich "grundsätzlich nicht zu Entführungsfällen und Geiselnahmen deutscher Staatsangehöriger im Ausland", hieß es aus dem Außenministerium in Berlin. Auch ein Sprecher der Frankfurter Goethe-Universität wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Fall äußern. Er verwies auf das Auswärtige Amt.
Nach Angaben von Anwohnern wurden zwei Kolleginnen der Archäologen, ebenfalls Deutsche, von den Entführern verschont. Um die Dorfbewohner zu vertreiben, schwenkten die Entführer zunächst Macheten und feuerten mehrere Warnschüsse in die Luft, wie einer der Augenzeugen der Nachrichtenagentur AFP sagte. Zwei Anwohner seien ihnen aber trotzdem ins Dickicht gefolgt und dann von den Entführern erschossen worden.
Wie der örtliche Polizeisprecher Usman Aliyu sagte, arbeiteten die beiden Archäologen schon seit zehn Jahren an der Ausgrabungsstätte in Kaduna. In Zusammenarbeit mit dem nigerianischen Zentrum für Denkmalschutz forschten sie demnach zur Nok-Kultur.
Weil es in der Gegend immer wieder Entführungen gibt, hätten die Sicherheitskräfte den Wissenschaftlern einen Begleitschutz zur Verfügung gestellt. Die Archäologen hätten sich aber lieber von Dorfbewohnern begleiten lassen, fügte der Polizeisprecher hinzu. Inzwischen suchten Hubschrauber und Spezialkräfte nach den Entführten.
Der Vorfall ereignete sich unweit der Straße, die den Flughafen von Kaduna mit Nigerias Hauptstadt Abuja verbindet. Wegen Renovierungsarbeiten in Abuja soll der Flughafen von Kaduna ab März für mehrere Wochen als Ersatzflughafen genutzt werden. Ausländische Fluglinien wollen den Flughafen wegen Sicherheits- und Infrastrukturproblemen aber nicht anfliegen.
Neben vielen Entführungen gibt es in der Region einen seit Jahren schwelenden Konflikt zwischen Hirten der Fulani-Volksgruppe und sesshaften Bauern, die sich um das Weideland für ihre Herden streiten. Zuletzt hatte die Gewalt stark zugenommen, allein seit Dezember gab es mindestens 200 Tote.