Die schweren Waldbrände im Amazonas-Gebiet haben weltweit für Beunruhigung gesorgt. UN-Generalsekretär Antonio Guterres zeigte sich am Donnerstag "zutiefst besorgt" über die Feuer.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sprach von einer "internationalen Krise". Unterdessen warf Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro der Presse vor, seine Aussagen über Umweltschützer als mögliche Verursacher der schweren Waldbrände am Amazonas verzerrt zu haben, wiederholte seinen Verdacht jedoch zugleich.
"Jeder" könne hinter den Waldbränden stecken, sagte Bolsonaro Journalisten in Brasilia, "aber die Hauptverdächtigen kommen von den NGOs", fügte er hinzu. Am Mittwoch hatte der ultrarechte Staatschef gesagt, er gehe von Brandstiftung aus. Er vermute eine "kriminelle Aktion" von Umweltorganisationen mit dem Ziel, ihm und seiner Regierung zu schaden. Bolsonaro verwies auf angebliche Finanznöte der betreffenden Organisationen.
Nur einen Tag später griff er die Journalisten scharf an. "Zu keinem Moment habe ich die NGOs der Feuer im Amazonas-Gebiet beschuldigt. Es ist unglaublich, was in den Zeitungen geschrieben wird", sagte er.
"Die brasilianische Presse verbringt die Zeit mit dem Erfinden von Geschichten, aber mich als Nero zu bezeichnen, der Feuer legt, ist unverantwortlich", sagte er. Es habe schon immer Waldbrände gegeben und werde sie auch immer geben.
Umweltschützer wiesen die Anschuldigungen bei einer Protestaktion am Rande einer UN-Klimakonferenz in der Stadt Salvador als "absurd" zurück. Die Brände seien die Folge einer "Politik der Umweltzerstörung und der Unterstützung für die Agrarindustrie", sagte Camila Veiga vom brasilianischen Dachverband der Nichtregierungsorganisationen der Nachrichtenagentur AFP.
UN-Generalsekretär Guterres äußerte Sorge angesichts der Brände. "Inmitten der globalen Klimakrise können wir es uns nicht leisten, einer wichtige Sauerstoffquelle und einem Ort der Biodiversität zu schaden", schrieb er im Onlinedienst Twitter.
Auch die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg zeigte sich betroffen. "Meine Gedanken sind bei den Betroffenen. Unser Krieg gegen die Natur muss ein Ende haben", twitterte sie. Frankreichs Präsident Macron warnte, die "Lunge unseres Planeten" stehe "in Brand". Er werde mit den anderen G7-Mitgliedern beim Gipfel in Biarritz am Wochenende "über diesen Notfall sprechen", schrieb der Präsident auf Twitter.
Aus Sorge vor einem Übergreifen auf sein Staatsgebiet rief Peru wegen der Waldbrände im Amazonas-Gebiet sowie zahlreicher Feuer in Boliviens Wäldern den Notstand aus. Mehr als 200 Feuerwehrleute seien in Alarmbereitschaft versetzt worden und beobachteten "minütlich" die Lage in Brasilien und Bolivien, teilte Perus Nationale Behörde für Schutzgebiete (Sernanp) über Twitter mit. Zuvor hatte der Rauch der Brände in Brasilien die peruanische Amazonas-Region Madre de Dios erreicht.
Die Zahl der Waldbrände in Brasilien ist in den ersten acht Monaten des Jahres drastisch angestiegen. Zwischen Januar und August gab es nach offiziellen Angaben 72.843 Waldbrände, die sich in den Bundesstaaten am Amazonas konzentrieren. 2018 waren es im gleichen Zeitraum 39.759 Brände.
Zudem nahm die Abholzung in Brasilien deutlich zu, wie aus einem Bericht des brasilianischen Weltraumforschungsinstituts INPE im Juni hervorging. Umweltschützer sehen darin den Grund für die Zunahme der Waldbrände in der Amazonas-Region. Der WWF wies darauf hin, dass die "Nutzung von Feuer" eine der "Techniken für Baumrodungen" sei.
Als Reaktion auf die verstärkte Rodung legten das Bundesumweltministerium sowie Norwegen die millionenschwere Förderung für Waldschutz- und Biodiversitätsprojekte in dem südamerikanischen Land auf Eis.
Bolsonaro hatte die INPE-Daten hingegen als Lügen bezeichnet und den Direktor des Instituts gefeuert. Brasiliens Präsident zweifelt den menschengemachten Klimawandel an und ist ein Freund der Agrarindustrie. Umweltschützer werfen ihm vor, mit seinen Aussagen gegen den Umweltschutz Holzfäller, Bergleute und Bauern zum Raubbau am Amazonaswald zu ermutigen.