Fall Khashoggi: Türkische Polizei identifiziert 5 mutmaßliche Mordkomplizen

AFP

Vier der fünf von der Türkei identifizierten Verdächtigen im Fall des verschwundenen saudi-arabischen Journalisten Jamal Khashoggi stammen einem US-Bericht zufolge aus dem direkten Umfeld des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman.

Das schrieb die „New York Times" in der Nacht zu Mittwoch unter anderem unter Berufung auf Gesichtserkennung, Profile in den sozialen Netzwerken, Medienberichte und geleakte saudische Regierungsdokumente.

Maher Abdulaziz Mutreb

Mutreb, einer der Protagonisten in dem mutmaßlichen Mordfall, sei gesehen worden, wie er mit dem Kronprinzen aus dem Flugzeugen in Paris und Madrid gestiegen sei, zudem sei er beim Wachestehen während seiner Besuche in diesem Jahr in Houston, Boston und bei den Vereinten Nationen fotografiert worden.

Drei weitere Verdächtige seien anhand von Zeugen und anderen Aufzeichnungen dem Sicherheits-Einsatzkommando des Kronprinzen zugeordnet worden:

Abdulaziz Mohammed al-Hawsawi

Al-Hawsawi ist einer internen Information zufolge Mitglied des Sicherheitsdiensts des Kronprinzen. Dies behauptete ein französischer Insider, der zuvor mit der königlichen Familie gearbeitet hatte.

Thaar Ghaleb al-Barbi

Al-Barbi ist laut saudischen Medienberichten ein hochrangiges Mitglied der königlichen Garde Saudi-Arabiens. Er bekam diesen Posten durch seine Auszeichnungen in der Verteidigung des Kronprinzenquartiers in Jeddah.

Muhammad Saad Alzahrani

Alzahrani reiste unter dem Namen eines anderen Leibwächters des saudischen Königshauses. In Videoaufnahmen ist zu sehen, dass er das Namensschild eines anderen Leibwächters trägt.

Dr. Salah al-Tubaigy

Der Gerichtsmediziner Al-Tubaigy soll eine hochrangige Position im saudischen Innenministerium innehaben. Er sei angeblich für die Zerstückelung Khashoggis im Istanbuler Wohnsitz des saudischen Konsuls verantwortlich.

US-Präsident Donald Trump hatte gesagt, der Kronprinz habe ihm versichert, dass die saudische Führung nichts von den angeblichen Vorkommnissen in der saudischen Botschaft in Istanbul gewusst habe. Die türkischen Behörden gehen aber davon aus, dass Khashoggi von einem aus Saudi-Arabien angereisten Spezialkommando getötet wurde. Unter der Überschrift „15-köpfige Mörder-Truppe" wurden in der Zeitung „Sabah", aber später auch der Zeitung „Yeni Safak" und anderen Medien einige der Saudis namentlich identifiziert.

Die „New York Times" berichtete weiter, von den 15 von türkischen Behörden identifizierten Verdächtigen hätten mindestens neun für saudische Sicherheitsdienste, Militär- oder Regierungseinrichtungen gearbeitet. Wenn diese Leute tatsächlich im saudischen Konsulat gewesen wären zu jener Zeit, als auch Khashoggi dort war, gebe es einen direkten Bezug von den Geschehnissen zum Kronprinzen.

Die türkischen Behörden gehen nach Medienberichten davon aus, dass Khashoggi im Konsulat von einem aus Saudi-Arabien angereisten 15-köpfigen Spezialkommando getötet wurde. Sie sollen auch im Besitz kompromittierender Ton- und Videoaufnahmen sein.

Khashoggi war am 2. Oktober in das saudische Konsulat gegangen, um dort Papiere für seine geplante Hochzeit abzuholen. Seine türkische Verlobte wartete vor dem Gebäude über Stunden vergeblich darauf, dass der Journalist wieder herauskam. Khashoggi, der am 13. Oktober 60 Jahre geworden wäre, lebte seit mehr als einem Jahr im selbst gewählten US-Exil und schrieb unter anderem für die Zeitung Washington Post regierungskritische Artikel über Saudi-Arabien.

Für das Weiße Haus steht in dieser Affäre viel auf dem Spiel, da sich Trump in seiner Nahost-Politik sehr stark auf das wahabitische Saudi-Arabien stützt. Seit Amtsantritt des US-Präsidenten hat sich das zuvor abgekühlte Verhältnis zwischen den beiden Partnern deutlich verbessert. Die USA und Saudi-Arabien sehen vor allem im schiitischen Iran einen gemeinsamen Feind, den bekämpfen wollen.

Der US-Präsident verschärfte zwar zunächst den Ton gegenüber Riad und forderte Antworten auf offene Fragen - will aber offensichtlich dennoch die guten Beziehungen zur Führung in Riad nicht aufs Spiel setzen. Trump äußerte die Vermutung, dass es sich möglicherweise nicht um ein staatlich beauftragtes Mörderkommandos gehandelt habe.

Die Aufmerksamkeit richtet sich in der Affäre insbesondere auf den saudischen Kronprinzen. Der 33 Jahre alte Sohn des Königs ist der starke Mann des Landes und gilt als künftiger Herrscher. Während er einerseits Reformen vorantreibt und das Land gesellschaftlich liberalisiert, geht er hart gegen Kritiker vor.

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