Präsident Erdoğan: Wir teilen den Schmerz der Armenier
- DAILY SABAH, ISTANBUL
- Apr 24, 2018
Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat am Dienstag in einer Botschaft erklärt, dass es in der Verantwortung der Türkei liege, den historischen Schmerz der armenischer Bürger zu teilen - die armenische Gemeinschaft dürfe es nicht erlauben, Hass zu säen.
Die Botschaft war an die Armenische Kirche in Istanbul gerichtet - anlässlich einer Gedenkveranstaltung für die osmanischen Armenier, die während des Ersten Weltkrieges gefallen sind. Erdoğan hat zugleich den Enkelkindern der Kriegsopfer sein Beileid ausgesprochen.
„Es liegt in der gewissenhaften und ethischen Verantwortung der Türkei, den historischen Schmerz unserer armenischen Bürger zu teilen. Wir werden weiterhin ihre Schmerzen teilen und versuchen, ihre Probleme zu lösen", heißt es in der Erklärung.
Erdogan appellierte an die armenische Gemeinschaft, Hass und Feindseligkeiten nicht zuzulassen. Einigen ginge es darum, „unsere gemeinsame Vergangenheit" zu verzerren.
Viele osmanische Armenier in Ostanatolien waren während des Ersten Weltkrieges umgekommen, nachdem das „Komitee für Einheit und Fortschritt" die Entscheidung getroffen hatte, die armenische Minderheit in das heutige Syrien zu deportieren. Schlechte Bedingungen, Krankheiten und Angriffe von irregulären Einheiten verursachten zahlreiche Todesopfer. Der Armenier-Deportierung war eine Revolte von armenischen Freischärlern vorausgegangen, die von den Russen unterstützt, den türkischen Streitkräften in den Rücken gefallen waren. Diese waren auch für viele Massaker in türkischen Dörfern verantwortlich.
Ankara räumt zwar ein, dass es auf beiden Seiten viele Opfer gab und bezeichnet die Ereignisse von 1915 als Tragödie - ohne jedoch die Anschuldigung eines Völkermordes zu akzeptieren. Die armenische Diaspora in Europa und den USA hingegen versucht den Genozid-Vorwurf weltweit geltend zu machen und die Vorfälle für die eigenen Interessen politisch zu instrumentalisieren
Ankara hat wiederholt die Schaffung einer gemeinsamen Kommission von Historikern aus der Türkei und Armenien sowie internationalen Experten vorgeschlagen, um das Problem anzugehen – bislang ohne Erfolg.