Am 75. Jahrestag des Warschauer Aufstands gegen die deutsche Besatzungsmacht hat Bundesaußenminister Heiko Maas Polen um Vergebung für die Nazi-Verbrechen gebeten.
«Ich schäme mich für das, was Ihrem Land von Deutschen und im deutschen Namen angetan wurde. Und ich schäme mich dafür, dass diese Schuld nach dem Krieg viel zu lange verschwiegen wurde», sagte er am Donnerstag im Museum des Warschauer Aufstands in der polnischen Hauptstadt.
Gleichzeitig sprach er sich für eine Gedenkstätte für die polnischen Opfer der Nazi-Herrschaft in Berlin aus. «Das ist lange überfällig», betonte der SPD-Politiker. «Eine solche Gedenkstätte wäre nicht nur eine Versöhnungsgeste an Polen. Sie wäre bedeutend auch für uns Deutsche selbst.» Die Verbrechen könnten zwar nicht ungeschehen gemacht werden und viele Wunden würden wohl niemals verheilen. «Aber wir können dazu beitragen, dass der Opfer gedacht wird und zwar angemessen.»
In Berlin gibt es bereits Denkmäler für einzelne Opfergruppen der Nazi-Zeit. Das größte und bekannteste ist das Denkmal für die ermordeten Juden Europas neben dem Brandenburger Tor. Daneben gibt es auch Denkmäler für die ermordeten Sinti und Roma und Homosexuellen. Von polnischen Politikern wird eine Gedenkstätte für die polnischen Opfer schon seit längerer Zeit gefordert. Inzwischen gibt es auch eine Initiative von Bundestagsabgeordneten aller Fraktion außer der AfD dafür.
Am 1. August 1944 hatte sich die Armia Krajowa - die Polnische Heimatarmee - gegen die Besatzungsmacht der Nazis erhoben. Nach 63 Tagen war der Warschauer Aufstand blutig niedergeschlagen. Etwa 200.000 polnische Soldaten und Zivilisten wurden während der Kämpfe getötet, etwa eine halbe Million anschließend deportiert. Als Rache wurde die polnische Hauptstadt von den Nazis fast komplett dem Erdboden gleichgemacht. Maas ist der ranghöchste deutsche Gast beim Gedenken an den Aufstand seit Bundeskanzler Gerhard Schröder, der 2004 zum 60. Jahrestag in Warschau war.