Außenministerium kritisiert Trumps Haltung zur Tragödie von 1915
- DAILY SABAH, ISTANBUL
- Apr 25, 2019
Das türkische Außenministerium hat die Erklärung von US-Präsidenten Donald Trump zu der Tragödie von 1915 kritisiert, in der er unter anderem die Bezeichnung „Meds Yeghern" (Große Katastrophe) nutzte, die bei der armenischen Diaspora den angeblichen Genozid beschreibt. Auch Trumps Vorgänger Obama hatte den Begriff verwendet.
Das Ministerium sagte in einer schriftlichen Botschaft am Mittwoch, dass Trumps Aussage wertlos sei, weil sie auf einer subjektiven Erzählung der Ereignisse basiere, die der Fiktionalisierung der politischen Diaspora der Armenier entsprungen sei. Trump müsse in seinen Urteilen gerecht sein. „Die Verzerrung der Geschichte für politische Ziele ist niemals akzeptabel."
Das Außenministerium erinnerte zudem an das Leid von mehr als 500.000 mehrheitlich türkischen Muslimen, die im selben Zeitraum durch armenische Rebellengruppen getötet wurden. Die Türkei stehe hinter ihrem Vorschlag, eine gemeinsame Geschichtskommission zu schaffen, um alle Aspekte der Ereignisse zu erörtern.
„Radikale Armenier, die die Welt vergessen lassen wollen, was sie bei den Ereignissen von 1915 getan haben, zeigen nicht den Mut, unserem Vorstoß positiv entgegenzutreten. (...) Zu diesem Anlass gedenken wir mit Respekt an alle Muslime, Christen und Juden, die während des Zerfalls des Osmanischen Reiches ihr Leben verloren haben."
Bei der jährlichen Gedenkfeier der Tragödie von 1915 hatte Trump gesagt: „Wir stehen dem armenischen Volk zur Seite im Gedenken an die während des Meds Yeghern verlorenen Leben und bekräftigen unser Engagement für eine friedlichere Welt." Und dann hinzugefügt: „An diesem Tag der Erinnerung schließen wir uns erneut der armenischen Gemeinden in Amerika und der ganzen Welt an, in Trauer um die vielen verlorenen Leben. Während wir die Erinnerung an die Leidenden ehren, lassen wir uns auch vom Mut und der Widerstandskraft des armenischen Volkes inspirieren, das im Angesicht der gewaltigen Widrigkeit dynamische Gemeinschaften auf der ganzen Welt aufbaute, einschließlich in den Vereinigten Staaten."
Die Tragödie um die Armenier-Deportation reicht zurück ins Osmanische Reich. Viele osmanische Armenier in Ostanatolien kamen während des Ersten Weltkrieges um, nachdem das „Komitee für Einheit und Fortschritt" die Entscheidung getroffen hatte, die armenische Minderheit in das heutige Syrien zu deportieren. Schlechte Bedingungen, Krankheiten und Angriffe von irregulären Einheiten verursachten zahlreiche Todesopfer. Der Armenier-Deportierung war eine Revolte von armenischen Freischärlern vorausgegangen, die von den Russen unterstützt, den türkischen Streitkräften in den Rücken gefallen waren. Diese verübten zudem zahlreiche Massaker in mehrheitlich von Türken bewohnten Dörfern.
Ankara räumt zwar ein, dass es auf beiden Seiten viele Opfer gab und bezeichnet die Ereignisse von 1915 als Tragödie - ohne jedoch die Anschuldigung eines Völkermordes zu akzeptieren. Die armenische Diaspora in Europa und den USA hingegen versucht, den Genozid-Vorwurf weltweit geltend zu machen und die Vorfälle für die eigenen Interessen politisch zu instrumentalisieren.