Präsident Erdoğan erobert Wien
- DAILY SABAH, ISTANBUL
- Apr 18, 2017
„Wien ist Erdoğans neue Hauptstadt". So lautet das Titelbild der österreichischen Tageszeitung „Heute". Denn 74,6 Prozent der Wiener Austro-Türken stimmten mit „Ja". Das sind mehr „Ja"-Stimmen als in Istanbul (48,65%) oder Ankara (48,85%).
Ohne eine ideologische Brille scheint das Präsidialsystem eine bessere Alternative zum aktuellen Parlamentarischen-System zu sein. So sehen es jedenfalls viele der dort lebenden Türken, die sich von der Dämonisierung des Referendums in den Medien und der Politik nicht vereinnahmen ließen. Der „Ja"-Anteil war in den österreichischen Städten Bregenz mit 70,2 Prozent und in Salzburg mit 73,6 Prozent ebenfalls sehr hoch.
„Nur in Jordanien (75,9%), dem Libanon (93,9%) und Belgien (77,2%) stimmten prozentual mehr Menschen für Erdoğan als in Österreich (73,2 Prozent).", heißt es in einem Artikel der „Heute". Nur die Wahlbeteiligung war insgesamt in der Türkei mit 86 Prozent höher als im Ausland. Dort beteiligten sich 45 Prozent der Wahlberechtigten.
Die Millionen von Türken in Europa haben mit ihren Stimmen den Wahlausgang maßgeblich beeinflusst. Dies ist auch ein Beweis des Vertrauens der türkischen Diaspora gegenüber Erdoğan. Denn bisher hat niemand, die in Europa lebenden Türken, so sehr wertgeschätzt, wie Erdoğan und die AK-Partei es getan haben und immer noch tun.
Die Türken waren nicht mehr die „Alamancı" (So die leicht abwertende Bezeichnung für die Türken aus den deutschsprachigen Gebieten), die mit ihren starken Devisen zum Urlaub in die Türkei kamen, sondern vor allem mündige Bürger mit Interessen und Bedürfnissen, die nun endlich Gehör gefunden hatten. Sie waren nicht mehr allein. Man nahm sich ihrer Probleme an, woraus sich ein ganz neues, stolzes Selbstbewusstsein entwickelte.