Türkei bestellt deutschen Chargé d'affaires wegen BND-Äußerungen ein
- DAILY SABAH, ISTANBUL
- Mar 22, 2017
Das türkische Außenministerium bestellte am Dienstagabend den deutschen Chargé d'affaires in Ankara wegen Äußerungen von BND-Chef Bruno Kahl über den Drahtzieher des 15. Juli Putschversuches ein.
Das Ministerium sagte in einer Erklärung, dass die Türkei die Aussagen des BND-Chefs protestiert, bei dem er über die Rolle des flüchtigen Predigers Fetullah Gülen im gescheiterten Putschversuch nicht „überzeugt" sei.
Die Äußerungen Kahls zeigten „eine tolerante und schützende Einstellung" gegenüber des Gülenisten-Terrorkults (FETÖ), fügte die Erklärung hinzu.
Der Chef des deutschen Auslandsgeheimdienstes sagte am vergangenen Tag, die Türkei habe seine Behörde bislang nicht überzeugen können, dass Gülen hinter dem Putschversuch stecke. FETÖ sei nicht, wie behauptet eine islamisch-extremistische oder gar terroristische Bewegung, sondern eine „zivile Vereinigung zur religiösen und säkularen Weiterbildung". Der Putsch sei eine Reaktion aus der Armee auf die Entlassungswelle von Präsident Recep Tayyip Erdoğan im Militär gewesen, die vor dem Putschversuch schon begonnen habe.
Am 15. Juli versuchte eine Gruppe des Gülenisten-Terrorkults (FETÖ) die demokratisch gewählte Regierung der Türkei zu stürzen. Der Putschversuch wurde von loyalen militärischen Truppen, zusammen mit Polizeieinheiten und Millionen von türkischen Bürgern, verhindert. 246 Menschen, hauptsächlich Zivilisten, wurden von den Putsch-Soldaten getötet, während mehr als 2.000 Menschen verletzt wurden.
Die türkischen Oppositionsparteien vereinten sich gegen den Putschversuch und verurteilten ihn aufs Schärfste. Sie betonten ihre Entschlossenheit die Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in der Türkei aufrechtzuerhalten.
Die türkische Regierung hat wiederholt erklärt, dass der tödliche Putschversuch von den Gülen-Anhängern und seinem Gülenisten-Terrorkult (FETÖ) durchgeführt wurde.