„Marsch der Schande“ in Israel fordert Netanjahus Rücktritt

AFP

Aus Empörung über Korruptionsskandale der Regierung sind in Tel Aviv erneut tausende Demonstranten auf die Straße gegangen. Bei ihrem "Marsch der Schande" in Tel Aviv forderten die Teilnehmer am Samstagabend in Sprechchören den Rücktritt von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Dieser wird in zwei Fällen der Korruption verdächtigt und wurde bereits mehrfach von der Polizei befragt.

Die Teilnehmer skandierten Parolen wie "Bibi, geh' nach Hause" - "Bibi" ist der Spitzname Netanjahus. Die Zahl der Demonstranten lag offenbar deutlich unter jener der Kundgebung eine Woche zuvor, als noch mehrere zehntausend Menschen auf die Straße gegangen waren. Die Tageszeitung "Haaretz" schätzte die Zahl der Teilnehmer diesmal auf 10.000, die Polizei machte keine Angaben. Polizisten sperrten wegen der Kundgebung den Rothschild-Boulevard, eine der Hauptstraßen in Tel Avivs Innenstadt.

Politische Beobachter hielten es für möglich, dass die Proteste weiter abflauen: Netanjahus Beliebtheit dürfte infolge der Jerusalem-Entscheidung von US-Präsident Donald Trump wieder steigen.

Organisiert wurde der Protestmarsch von Oppositionellen, die seit einiger Zeit jede Woche auch vor dem Amtssitz von Generalstaatsanwalt Avichai Mandelblit auf die Straße gehen. Sie werfen den Justizbehörden vor, die Ermittlungen gegen Netanjahu zu verschleppen.

Die Initiatoren verstehen sich als überparteilich. Auf T-Shirts der Demonstranten waren am Samstagabend Parolen zu lesen wie "Nicht links, nicht rechts - einfach geradeaus."

In einem der Verdachtsfälle gegen Netanjahu geht es um teure Geschenke wie Zigarren und Champagner, die der Politiker und seine Frau Sara über Jahre hinweg vom israelischen Geschäftsmann und Hollywood-Produzenten Arnon Milchan erhalten haben sollen.

In dem anderen Fall geht es um eine angebliche Vereinbarung mit dem Verleger der Zeitung "Jediot Ahronot". Für eine vorteilhaftere Berichterstattung des Blattes über Netanjahu sollte der Ministerpräsident dabei helfen, den Erfolg der kostenlosen Konkurrenzzeitung "Israel Hajom" zu schmälern.

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