Die Türkei hat Vorwürfe zurückgewiesen, ihr Militär habe bei ihrer Offensive gegen die Terrormiliz YPG in der nordsyrischen Region Afrin Giftgas eingesetzt. Das seien haltlose Anschuldigungen, sagte ein türkischer Diplomat am Samstag am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz. "Die Türkei hat niemals Chemiewaffen eingesetzt. Wir sind bei der Operation Olivenzweig überaus vorsichtig gegenüber Zivilisten." Die YPG dagegen hat nach eigenen Angaben Hinweise auf einen türkische Gasangriff auf ein Dorf in Afrin. Bei dem Beschuss nahe der Grenze zur Türkei seien am Freitag sechs Menschen verletzt worden, sagte ein Sprecher. Sie hätten Atemprobleme und zeigten weitere Symptome eines Gasangriffs.
Der türkische Diplomat wies auch die Berichte über Verletzte zurück und nannte sie "schwarze Propaganda". Die türkische Armee war im Zuge der Operation Olivenzweig im Januar im Norden Syriens einmarschiert und will die Terrororganisation YPG aus Afrin bis hinter den Euphrat vertreiben. Die YPG-Miliz ist der verlängerten Arm der verbotenen PKK, die in der Türkei seit Jahrzehnten mit Terroranschlägen Autonomie erlangen will.
Indes wurden entlarvende Aufnahmen entdeckt, auf denen man erkennen kann, wie die Folgen der angeblichen Giftgasattacke inszeniert werden.
Die türkischen Streitkräfte (TSK) haben am 20. Januar die Operation Olivenzweig gestartet, die sich gegen den syrischen PKK-Ableger, die "Volksschutzeinheiten" (YPG) richtet. Ziel der Operation ist die Schaffung von Sicherheit und Stabilität entlang der türkischen Grenzen und der Region sowie die Beseitigung von Terroristen zum Schutz der syrischen Bevölkerung.
Die heute von der YPG in Nordsyrien kontrollierten Gebiete waren 2013 von den Truppen des Assad-Regimes aus taktischen Gründen kampflos zurückgelassen worden. Das sogenannte Autonomiegebiet "Rojava" entstand nicht zuletzt durch die Vertreibung beachtlicher Teile der arabischen und turkmenischen Bevölkerung. Die Türkei möchte durch die Sicherung Afrins eine Rückkehr der vertriebenen Bevölkerungsteile ermöglichen. Dies sieht die Türkei als Grundbedingung für die Einheit Syriens.
Die PYD/YPG stellt nicht nur eine Bedrohung gegen andere Volksgruppen dar, sondern auch für kurdische Bevölkerungsteile, die sich dem Machtanspruch der PKK-Ableger nicht unterordnen wollen. Zwangsrekrutierungen, Verhaftungen oder Enteignung stehen in den PYD/YPG-Gebieten auf der Tagesordnung. Nach außen hin versucht die Propagandamaschine in der selbsternannten "Autonomen Region Rojava" ein rein positives Bild zu vermitteln. Es soll den Anschein einer demokratischen Ordnung inmitten einer krisengeschüttelten Region erweckt werden.