Bundesregierung kann Ausmaß des Fipronil-Skandals nicht beziffern

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Die genaue Dimension des Skandals um Fipronil-Eier in Deutschland ist nach Aussage der Bundesregierung unklar. Auf Fachebene herrsche mittlerweile zwischen Bund und Ländern "weitgehend Einigkeit darüber, dass man zum jetzigen Zeitpunkt über die Zahlen von betroffenen Eiern keine verlässliche Auskunft geben kann", heißt es in einer Antwort des Bundeslandwirtschaftsministeriums auf eine Anfrage der Grünen. Die Partei warf der Bundesregierung am Donnerstag Versagen im Umgang mit der Krise vor.

Gestellt hatte die schriftliche Anfrage die Grünen-Verbraucherpolitikerin Nicole Maisch. Das Ministerium begründete seine Äußerungen damit, dass die "schnellen und komplexen Warenströme" in der Branche mitunter zu Mehrfacherfassungen führten. Gründe dafür seien unter anderem Rücklieferungen und Weiterleitungen von Produkten.

Die Grünen-Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt erklärte dazu, das nationale und das europäische Krisenmanagement müssten verbessert werden. Der Bund müsse eine Koordinationsaufgabe übernehmen, wenn mehrere Länder betroffen seien, das gelte auch für die europäische Ebene. Außerdem seien weit verzweigte Lieferketten und Massenproduktionen "anfälliger für länderübergreifende Lebensmittelskandale", erklärte Göring-Eckardt. Deshalb sei eine Lebensmittelproduktion nötig, die "kurze Lieferketten unterstützt".

Diskrepanzen gab es zuletzt vor allem zwischen dem Bundeslandwirtschaftsministerium und der Regierung in Niedersachsen. Das Bundesministerium sprach von 10,7 Millionen mit Fipronil belasteten Eiern. Das niedersächsische Landwirtschaftsministerium erklärte hingegen, dass über 35 Millionen möglicherweise belastete Eier allein nach Niedersachsen geliefert wurden. Das Bundeslandwirtschaftsministerium erklärte dazu in seiner jetzigen Antwort, solche Zahlen könnten "nicht verlässlich belegt werden".

Der Fipronil-Skandal war am Donnerstag auch Thema in der EU-Kommission. Eine Vertreterin sprach ebenfalls von einer sich ständig ändernden Lage. Mit Stand von Donnerstagmorgen gelangten in 22 Mitgliedstaaten Fipronil-Eier in den Handel, außerdem war rund ein Dutzend Länder außerhalb der EU betroffen. Das mögliche öffentliche Gesundheitsrisiko werde aber als "sehr gering bis unwahrscheinlich" eingestuft.

Der Skandal hat seinen Ursprung in Belgien und den Niederlanden. Die belgische Firma Poultry-Vision lieferte ein mit der Chemikalie Fipronil gepanschtes Desinfektionsmittel an die niederländische Reinigungsfirma Chickfriend, die es anschließend offenbar in den Ställen von Legehennen einsetzte. Daraufhin gelangten Millionen belastete Eier in den Handel. Belgien schlug am 20. Juli über das europäische Schnellwarnsystem RASFF Alarm, das ist auch der Zeitpunkt, zu dem die EU-Kommission Kenntnis erlangte.

Fipronil wird unter anderem als Pflanzenschutzmittel und in der Tiermedizin gegen Insekten eingesetzt. Die Anwendung bei Tieren, die Lebensmittel liefern, ist verboten. Beim Menschen kann Fipronil in höheren Dosen zu Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen führen.

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