Ein Drittel der Deutschen hat kein Vertrauen in Demokratiefähigkeit der Jüngeren
- AFP, BERLIN
- Feb 03, 2017
Ein erheblicher Teil der Deutschen hat nur geringes Vertrauen in die Demokratiefähigkeit der jungen Generation. Ein Drittel bezweifelt einer Umfrage zufolge, dass die Kinder und Jugendlichen von heute die Demokratie auch künftig bewahren können, wie das Deutsche Kinderhilfswerk am Donnerstag in Berlin berichtete. 64 Prozent trauen den Kindern und Jugendlichen hingegen zu, als Erwachsene Verantwortung für den Erhalt der Demokratie zu übernehmen.
Für den Kinderreport befragte das Institut Infratest Dimap insgesamt rund 1700 Menschen, darunter 623 Kinder und Jugendliche zwischen zehn und 17 Jahren. Gefragt wurde dabei auch nach den Gründen für Kinderarmut.
93 Prozent der Kinder und Jugendlichen nennen zu niedrige Einkommen vieler Eltern als wichtigsten Grund für Kinderarmut in Deutschland. Dies sind sechs Prozent mehr als 2016. Auch bei den Erwachsenen nennen 87 Prozent zu niedrige Einkommen als Hauptgrund für Kinderarmut.
86 Prozent der Kinder und 82 Prozent der Erwachsenen sehen zudem einen Zusammenhang mit einer zu geringen Unterstützung von Alleinerziehenden. 87 Prozent der Kinder und 75 Prozent der Erwachsenen meinen, dass sich die Politik zu wenig um die Bekämpfung der Kinderarmut kümmerten.
An der Frage, wer hauptsächlich für die Demokratieförderung von Kindern und Jugendlichen verantwortlich ist, scheiden sich die Geister. 90 Prozent der Befragten sehen Familie und Eltern in der Pflicht, 65 Prozent Schule und Kita. Mit großem Abstand folgen demnach Sportvereine (zwölf Prozent), politische Parteien (zehn Prozent) sowie Kinder- und Jugendverbände (sieben Prozent).
Eine große Mehrheit der Befragten (92 Prozent) hält mehr Geld für die Kinder- und Jugendarbeit für nötig. Als wichtig werden auch die Stärkung des Gesellschaftskundeunterrichts an Schulen und die Vorbildfunktion von Trainern in Sportvereinen erachtet. Mehr als drei Viertel (78 Prozent) meinen, dass politische Bildung ein Pflichtfach für angehende Lehrer und Erzieher sein sollte.
"Das geringe Vertrauen Erwachsener in die Fähigkeit von Kindern und Jugendlichen, die Demokratie in Deutschland auch zukünftig zu bewahren, erfüllt uns mit Sorge", erklärte Thomas Krüger, Präsident des Deutschen Kinderhilfswerks. Eine Förderung demokratischer Kompetenzen müsse "frühzeitig ansetzen und vor allem milieuübergreifend erfolgen", wenn sie nachhaltig wirken solle.
Die Stärkung von Demokratie und Beteiligung von klein auf sei "richtig und wichtig" und präge ein Leben lang, erklärten die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Katja Dörner, und Franziska Brantner, Sprecherin für Kinder- und Familienpolitik. Kinder und Jugendliche bräuchten zudem echte Mitbestimmungsrechte.
Die Linkspartei warnte, Kinderarmut beeinträchtige schulische Leistungen und sei zu oft generationenübergreifend. "Die soziale Verelendung und die damit eng verknüpften, denkbar schlechten Startchancen von Kindern in Deutschland sind erschreckend", erklärte Parteichefin Katja Kipping.
Das Zukunftsforum Familie, ein Zusammenschluss von Verbänden und Initiativen erklärte, die wirtschaftliche Stabilität von Familien sei "einer der Schlüssel zur Demokratieförderung" bei Kindern und Jugendlichen.