Trump wettert gegen Muslimische Abgeordnete

Reuters
Sie ist noch neu im US-Kongress - und gehört bereits zu den bevorzugten Angriffszielen von Donald Trump. Vor einigen Tagen verbreitete der Präsident ein Webvideo über Ilhan Omar, in dem der muslimischen Abgeordneten vorgeworfen wird, die Anschläge des 11. September 2001 zu verharmlosen. Trump sieht sich deswegen nun aber selbst heftiger Kritik ausgesetzt. Die Opposition wirft ihm vor, erneut anti-muslimische Ressentiments zu schüren - und Omars Sicherheit zu gefährden.

Seit Trumps Video-Attacke hätten die Todesdrohungen gegen sie zugenommen, berichtete die 37-jährige Demokratin. Manche der Absender nähmen direkt Bezug auf das Video. Die Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, veranlasste inzwischen bereits die Prüfung möglichen Polizeischutzes für die in Somalia geborene Abgeordnete.

Omar und ihre Parteikollegin Rashida Tlaib waren zu Jahresbeginn als erste weibliche Abgeordnete islamischen Glaubens in den Kongress eingezogen. Besonders Omar hat seither für viel Wirbel gesorgt. Ihre vermeintlich verharmlosenden Äußerungen zu 9/11 stammen aus einer Rede vom März. "Einige Leute haben etwas getan", sagte sie damals über die Anschläge. Daraufhin seien allen Muslimen in den USA allmählich die bürgerlichen Freiheiten entzogen worden.

Die Worte "Einige Leute haben etwas getan" werden in dem Video breitgetreten - und von Bildern der Anschläge auf das New Yorker World Trade Center und das Pentagon unterlegt. Unterstützer der Abgeordneten weisen allerdings darauf hin, dass der Satz aus dem Kontext gerissen sei.

Omars Wortwahl mag unglücklich gewesen sein - tatsächlich suchte sie in ihrer Rede keineswegs die Anschläge mit rund 3000 Toten zu verharmlosen oder gar zu rechtfertigen. Solche Feinheiten interessieren Trump allerdings nicht. Präsidentenberater sehen in der Parlamentarierin mit Kopftuch ein "ideales" Angriffsziel, wie die "New York Times" berichtete. Sie soll benutzt werden, um ihre ganze Partei in Verruf zu bringen.

Klar ist damit, dass Trump wie schon in seiner vorherigen Präsidentschaftskampagne auch im Kampf um seine Wiederwahl darauf setzt, anti-muslimische Ressentiments zu schüren und auszuschlachten. Gegen Omar zieht er schon seit einer Weile zu Felde. Anlass seiner früheren Attacken waren Kommentare der Neu-Abgeordneten, die israelfreundliche Haltung in den USA gehe auf Spenden einer mächtigen proisraelischen Lobbygruppe zurück.

Dafür handelte sich Omar auch aus der eigenen Partei den Vorwurf ein, sie bediene antisemitische Klischees. Sie entschuldigte sich. Trump nahm dennoch ihre Äußerungen zum Anlass, der gesamten Demokratischen Partei eine "antiisraelische und antijüdische" Haltung vorzuwerfen.

Jenseits dieser Debatten ist Omar durch ihren Einzug ins US-Repräsentantenhaus schon jetzt eine historische Figur. Sie hat einen sehr weiten Weg hinter sich. Als jüngstes von sieben Geschwistern flüchtete sie im Alter von acht Jahren mit der Familie vor dem Bürgerkrieg in Somalia. Vier Jahre lebte sie in einem Flüchtlingslager in Kenia, wo ihre Aufgabe darin bestand, für die Familie Wasser und Holz zu schleppen.

Als sie dann 1995 mit ihren Angehörigen in die USA umzog, sprach sie nur wenige Brocken Englisch. Sie lernte aber schnell und studierte später Politik und internationale Angelegenheiten. Die zierliche Frau betätigte sich unter anderem als Politikberaterin und Gemeindeaktivistin, bevor sie vor zwei Jahren in das Regionalparlament ihres Heimatstaats Minnesota einzog. In dem Wahlbezirk, in dem die dreifache Mutter dann in das US-Repräsentantenhaus gewählt wurde, lebt die größte somalischstämmige Gemeinde des Landes.

Ihre Willensstärke hat Omar inzwischen auch in Washington unter Beweis gestellt. Energisch wehrt sie sich gegen alle Versuche, sie zur Buhfrau zu stempeln. "Niemand - egal wie korrupt, unfähig oder bösartig er ist - kann meine unerschütterliche Liebe zu Amerika bedrohen", erklärt sie.

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