Auschwitz: Namen tausender SS-Wachleute veröffentlicht

AFP
KRAKAU, Polen
Veröffentlicht 30.01.2017 00:00
Aktualisiert 31.01.2017 15:59
DPA

Eine polnische Forschungseinrichtung hat erstmals die Namen von fast 10.000 SS-Wachleuten und anderen Mitarbeitern des früheren Nazi-Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau und der dazugehörigen Nebenlager im Internet veröffentlicht. Die Aufzählung soll schrittweise erweitert werden um die Personallisten aus anderen NS-Lagern in Polen, wie das Institut des Nationalen Gedenkens (IPN) am Montag in Krakau mitteilte.

Die Publikation der 9686 Namen sei "der Beginn eines umfassenden Projekts", sagte IPN-Chef Jaroslaw Szarek. Es seien bereits etwa 25.000 KZ-Mitarbeiter namentlich bekannt.

Die Initiative sei auch wichtig, um der falschen Berichterstattung über die Konzentrationslager entgegenzutreten. Die Regierung in Warschau protestiert immer wieder gegen die Bezeichnung "polnische Vernichtungslager" durch ausländische Medien und Politiker. Die Datenbank, die in fünf Sprachen verfügbar ist, sei ein "Instrument zum Kampf gegen die Lüge", sagte Szarek.

Auf der Website des Instituts sind auch etwa 350 Urteile gegen KZ-Wächter dokumentiert. Unter den aufgelisteten KZ-Mitarbeitern - fast alles Deutsche - sind laut der Forschungsstelle auch einige Ukrainer, Litauer und Letten, aber keine Polen. Im KZ Auschwitz-Birkenau wurden während der NS-Besatzung Polens rund eine Million Juden ermordet, zudem wurden dort mehr als 100.000 nicht-jüdische Lagerhäftlinge getötet.

Die Namensliste der KZ-Wachleute geht zum großen Teil auf Forschungen des Historikers Aleksander Lasik zurück, der seit 1982 daran arbeitet. Die Zentrale Stelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen in Ludwigsburg erklärte, die nun veröffentlichten Namen seien "weitgehend bekannt".

Dennoch werde die Behörde "noch einmal Kontakt zu unserem polnischen Kollegen aufnehme", sagte deren stellvertretender Leiter Thomas Will der Nachrichtenagentur AFP. Ziel sei zu klären, ob in die nun freigeschaltete Datenbank eventuell noch einmal neues Material eingeflossen sei. Er gehe aber nicht davon aus.

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